Servergeschwindigkeit - worauf kommt es an und wie lässt sie sich messen?
Die Servergeschwindigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg im Internet. Sie bildet das Fundament für eine positive Nutzererfahrung und eine optimale SEO-Performance. Lange Wartezeiten führen hingegen zu Frustration, Absprüngen und schlechter Konversionsrate. Dieser Artikel erklärt, worauf es bei der Servergeschwindigkeit ankommt, wie sie gemessen wird und welche Maßnahmen zur Optimierung ergriffen werden können.
Was bedeutet Servergeschwindigkeit?
Die Servergeschwindigkeit bezieht sich auf die Leistung und Effizienz eines Servers bei der Bearbeitung von Anfragen und der Bereitstellung von Daten. Sie ist ein entscheidender Faktor für die Benutzererfahrung und die Gesamtleistung einer Website oder Online-Anwendung.
Es gibt verschiedene Aspekte der Servergeschwindigkeit, die die Gesamtleistung eines Servers beeinflussen:
- Antwortzeit (Server Response Time): Die Zeit, die ein Server benötigt, um auf eine Anfrage zu reagieren. Eine schnelle Antwortzeit ist entscheidend, damit Benutzer nicht lange auf das Laden von Seiten oder Anwendungen warten müssen.
- Ladezeit (Load Time): Die Zeit, die eine Website benötigt, um vollständig zu laden. Dies umfasst die Zeit vom Absenden der Anfrage bis zum vollständigen Rendern der Seite im Browser des Benutzers.
- Durchsatz (Throughput): Die Anzahl der Anfragen, die ein Server in einer bestimmten Zeitspanne bearbeiten kann. Ein höherer Durchsatz bedeutet, dass der Server mehr Anfragen gleichzeitig bearbeiten kann, was besonders bei stark frequentierten Websites wichtig ist.
- Latenz (Latency): Die Verzögerung zwischen dem Senden einer Anfrage und dem Beginn der Verarbeitung durch den Server. Geringere Latenzzeiten führen zu schnelleren Reaktionszeiten.
- Verarbeitungszeit (Processing Time): Die Zeit, die ein Server benötigt, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, wie z. B. das Abrufen von Daten aus einer Datenbank oder das Generieren einer dynamischen Seite.
Es gibt verschiedene Faktoren, die die Servergeschwindigkeit beeinflussen:
- Hardware: Die Leistung des Prozessors, des Arbeitsspeichers und der Festplatten spielt eine wichtige Rolle für die Servergeschwindigkeit.
- Software: Das Betriebssystem, die Webserver-Software und andere Anwendungen auf dem Server sowie deren Optimierung können die Performance stark beeinflussen.
- Netzwerk: Die Netzwerkverbindung des Servers, der geografische Standort und die Auslastung des Netzwerks haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die Ladezeiten.
Wie lässt sich die Servergeschwindigkeit messen?
Die Servergeschwindigkeit lässt sich mit verschiedenen Methoden und Tools messen, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Serverleistung bewerten.
Antwortzeit (Response Time)
Diese kann durch Tools wie Ping und Traceroute ermittelt werden, die die Zeit messen, die ein Server benötigt, um auf eine einfache Anfrage zu antworten. Das Messprinzip ist relativ einfach: Es werden Pakete an den Server geschickt, dabei wird überprüft, ob die Gegenstelle überhaupt erreichbar ist - und welche Antwortzeit für das Rücksenden des Pakets benötigt wird. Die meisten Website Monitoring Tools nutzen diese Methode, um die Verfügbarkeit einer Onlinepräsenz kontinuierlich zu überwachen.
Ladezeit (Load Time)
Web-Performance-Tools wie Google PageSpeed Insights, GTmetrix, und Pingdom messen mit dem Pagespeed die Gesamtzeit, die eine Website benötigt, um vollständig zu laden. Diese Tools bieten detaillierte Berichte über verschiedene Faktoren, die die Ladezeit beeinflussen. Zusätzlich können diese Tools auch einzelne Performance-Metriken wie TTFB (Time to First Byte) oder LCP (Largest Contentful Paint) ermitteln.
Durchsatz (Throughput)
Durchsatz kann durch Lasttests gemessen werden, bei denen eine große Anzahl gleichzeitiger Anfragen an den Server gesendet wird, um zu sehen, wie viele Anfragen der Server pro Sekunde verarbeiten kann. Tools wie Apache JMeter und LoadRunner sind hierfür gängig.
Latenz (Latency)
Latenz wird häufig mit Tools wie MTR (My Traceroute) oder speziellen Netzwerkanalysetools gemessen, die die Verzögerung zwischen dem Senden einer Anfrage und dem Beginn der Verarbeitung durch den Server anzeigen.
Verarbeitungszeit (Processing Time)
Die Verarbeitungszeit kann durch das Analysieren der Server-Logdateien oder durch Server-Monitoring-Tools wie New Relic und Dynatrace gemessen werden, die detaillierte Einblicke in die Zeit geben, die der Server benötigt, um verschiedene Aufgaben auszuführen.
Warum ist die Servergeschwindigkeit so wichtig?
Der Grund ist ganz einfach: die Ungeduld von Menschen. Wobei, wenn man die Geduld von Menschen über alle Maßen strapaziert, das sehr negative und sehr weitreichende Folgen haben kann.
Die wichtigste Frage: Wie lang ist zu lang? Die Antwort darauf ist ziemlich erschreckend: Google hat in einer Studie herausgefunden, dass die Absprung-Wahrscheinlichkeit von Nutzern auf einer Webseite bereits bei 3 s Wartezeit um 32 % steigt. Bei 5 s Wartezeit erhöht sich die Absprung-Wahrscheinlichkeit bereits um 90 %.
Das gilt zunächst einmal für die Ladezeiten von Webseiten, also die Performance einer Webseite. In allen anderen Computeranwendungen, bei denen Nutzer auf ein Ergebnis warten, sieht das allerdings ganz ähnlich aus.
Auswirkungen bei Webseiten
Wenn es um die Ladezeiten von Webseiten geht, sind die Auswirkungen gravierend. Durch längere Ladezeiten springen mehr User ab, die Bereitschaft zu Spontankäufen sinkt - und insgesamt verliert man dadurch natürlich auch ganz allgemein wertvollen Traffic. Das hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die Umsätze der Webseite. Greg Linden von Amazon erklärt: 100 ms zusätzliche Ladezeit führten zu einem Verlust von 1 % der Umsätze.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist, dass Google Ladezeiten als wichtigen Rankingfaktor verwendet. Seiten mit langen Ladezeiten werden daher schlechter gerankt. In der Folge wird die Seite weniger gut gefunden, was sich wiederum auf die Umsätze der Webseite negativ auswirkt.
Einen sehr ausführlichen Artikel zum Thema Pagespeed und die Rolle, die unter anderem auch Hosting-Anbieter und Rechenzentrum für die Datenübertragung spielen, finden Sie hier.
Welche Vorteile HTTP/2 und das zukünftige HTTP/3 für das Webhosting und die Antwortzeit bringen, können Sie hier nachlesen.
Auswirkungen bei anderen Anwendungen
Bei anderen Anwendungen, wo Nutzer Daten an einen Server schicken und auf ein Ergebnis dieser Datenübertragung warten müssen (z. B. bei gehosteten Anwendungen in einem Firmennetzwerk) ist die Auswirkung bei schlechter Server-Performance ganz ähnlich: entnervte Nutzer und ein sehr schlechtes Benutzer-Erlebnis.
Gerade bei Arbeitsprozessen kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Durch die erzungenen Arbeitsunterbrechungen während der Antwortzeit vom Server schweifen die Gedanken eines arbeitenden Nutzers ab, die Konzentration geht verloren. Dadurch werden Arbeitsprozesse insgesamt verlangsamt und die Arbeitsgeschwindigkeit des einzelnen Mitarbeiters sinkt. Werden diese Auswirkungen über alle Mitarbeiter hinweg addiert, kann man einen beträchtlichen Leistungsverlust im Unternehmen feststellen - und deutliche Geschwindigkeitseinbußen beim Abarbeiten von Geschäftsfällen - das kann sich wiederum sehr negativ auf die Marktposition des Unternehmens (Kundenzufriedenheit, Servicelevel, Durchsetzen gegenüber Mitbewerbern) auswirken.
Auch bei anderen Anwendungen, die nicht berufsbezogen sind, wie etwa bei Spielen auf Game-Servern, sinkt die Nutzerzufriedenheit durch lange Antwortzeiten beim Server natürlich sehr schnell merklich.
Wie lässt sich die Servergeschwindigkeit verbessern?
Der entscheidendste Faktor für die Servergeschwindigkeit ist und bleibt natürlich die Qualität des Hostings. Die ist von Rechenzentrum zu Rechenzentrum oft stark unterschiedlich - nicht überall wird höchste Performance geboten.
Beim Rechenzentrum selbst spielt auch die Art des Hostings eine Rolle für die Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit der Datenübertragung. Wer bei rechenintensiven Anwendungen einen Dedicated Root Server nutzt, wird gewöhnlich bessere Leistung erwarten können als jemand, der im gleichen Rechenzentrum Shared Webhosting nutzt. Bevor man einen neuen Hostinganbieter sucht oder das Rechenzentrum wechselt, sollte man sich also zunächst einmal die Leistung des gewählten Hostings ansehen, wenn man die Geschwindigkeit der Datenübertragung und die Ladezeiten verbessern oder die Antwortzeit des Servers verkürzen möchte.
Pagespeed verbessern
Um die Ladezeiten m Webseiten zu verbessern, lässt sich eine ganze Menge Dinge tun. Technische Optimierung ist bei allen Onpage-Optimierung der zweite wichtige Teil neben der Content-Optimierung. Die Optimierung der Ladezeit ist dabei ein wichtiger Punkt.
Eine Strategie kann etwa sein, das Maß an erforderlicher Datenübertragung so weit wie möglich zu reduzieren, um damit die Performance zu verbessern. Das erreicht man etwa, indem man Lazy-Loading-Strategien einsetzt oder große, häufig benötigte und sich nicht verändernde Datenpakete (z. B. große Bilder) im Cache ablegt. Der Einsatz diverser Pagespeed-Tools kann häufig zu deutlichen Verbesserungen führen.
Maßnahmen bei anderen Servern
Um die Geschwindigkeit der Datenübertragung zu verringern und die Ladezeit bei Anwendungen zu verkürzen kann man auch:
- einen PHP-Accelerator verwenden
- mehr Inhalte cachen (etwa durch den Einsatz von Varnish Cache)
- Maßnahmen treffen, um die Datenbankgeschwindigkeit (z. B. MySQL) zu verbessern
- Arbeitsspeicher in Servern erhöhen
- Bilddateien optimieren (beispielsweise mit Kompressionsverfahren wie Gzip oder Brotli)
- Festplattengeschwindigkeit erhöhen
- in Unternehmensnetzwerken Benutzerprofil-Daten jeweils auf dem lokalen Rechner ablegen
Je nach eingesetztem Server und genutzten Anwendungen bestehen immer zahlreiche Möglichkeiten, um die Server Performance (mitunter deutlich) zu verbessern. Diese Möglichkeiten sollte man so weit als nur möglich ausschöpfen - denn am Ende hat die Servergeschwindigkeit in fast allen Bereichen eine tatsächlich herausragende Bedeutung.
Unser Artikel stützt sich auf eigene Erfahrungen und Recherche sowie Informationen aus externen Quellen.
Aktualisierung des Artikels:
Update 07.06.24: Inhalt aktualisiert und erweitert.
Quellenangaben & weiterführende Links zum Thema:
https://jmeter.apache.org/ (OpenSource Werkzeug zum Ausführen von Lasttests)
Bildnachweis:
Gerd Altmann auf Pixabay
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