Angetestet: So einfach gelingt die Installation des Backdop-CMS auf goneo
Ein kleiner Spoiler: Auf goneo Webhosting-Paketen funktioniert Backdrop wunderbar. Das hat unser Test gezeigt. Noch hat goneo Backdrop, im Gegensatz zu Drupal, nicht im Angebot der clickStart-Anwendungen, die sich automatisch installieren lassen. Wie funktioniert Backdrop und was kann es?
Fork aus Drupal
Backdrop ging aus Drupal hervor als sich ein Übergang von Drupal 7 auf Drupal 8 abzeichnete. Das Projekt nahm eine andere Richtung. Das ist keine neue Entwicklung. Backdrop existiert seit 2015 als eigener fork und mittlerweile sind über 100 Releases erschienen.
Drupal wendet sich spätestens seit Version 8 an User, die eine Plattform für Inhalte suchen, die in größere Umgebungen eingebunden werden können, mehr Frontend-Technologien unterstützen und auf verschiedensten Ausspielflächen gezeigt werden können. Das verlangt mehr Know How als ein User, der ein kleines oder mittelgroßes Projekt aufbauen will, bereitstellen kann oder will.
Somit ist Backdrop die Fortführung von Drupal für kleinere Sites und kleinere Teams. Es soll helfen, schnell zu Ergebnissen zu kommen, Lernkurven beherrschbar zu halt und auch ohne lange Einarbeitungszeit oder jahrelange Kenntnisse in node.js, Ruby etc Websites zu generieren.
Wie Drupal basiert die CMS-Anwendung auf PHP und einer Datenbanktechnologie wie MySQL, die Anforderung an Ressourcen ist schlank und die Software wird unter einer quelloffenen Lizenz herausgegeben. 15 MB Speicherplatz würden schon reichen, heißt es auf der Website, 60 MB werden aber empfohlen.
Backdrop CMS ist ein schlankes, funktionsreiches und benutzerfreundliches Content-Management-System. Es richtet sich insbesondere an kleine Unternehmen, Vereine, Non-Profit- und Bildungseinrichtungen. Verfügbar ist es unter https://backdrop-cms.de/
Backdrop installieren
Die Installation von Backdrop ist recht simpel. Der einfachste und klassischste Weg führt über den Download der gezippten Installationsdaten, über das Entpacken und Hochladen per FTP auf den Server. Wer Drupal 7 betreibt, kann Daten für Backdrop übernehmen. Wer noch mit Drupal 6 unterwegs ist, sollte vorher auf Drupal 7 umsteigen. Auch ein „Crossgrading“ zwischen Drupal 8 und Backdrop sollte möglich sein.
Wenn die Dateien alle auf dem Server entpackt vorliegen, ruft man einfach die Domain auf.
Für den Fall, dass eine Datenbankverbindung (Datenbankhostadresse, Datenbankname, Username und Datenbankpasswort sollte man parat haben) gelingt, erscheint eine Fortschrittsanzeige. Nach wenigen Sekunden bis Minuten meldet sich Backdrop mit einem Welcome-Screen.
Das Dashboard von Backdrop
Ähnlich wie WordPress hat auch Backdrop ein „Dashboard“, das in Look and Feel auch ein wenig an das von WordPress erinnert. Sogar die Aufteilung der Infoblöcke ist ähnlich. Backdrop möchte es dem User oder der Userin leicht machen und bietet naheliegende nächste Schritte an. Ein wenig Onboarding zum Einstieg.
User und User-Rollen
Eines der zentralen Merkmale von Drupal – und eben auch bei Backdrop – ist, dass auf User und deren Rollen im Vergleich zu WordPress mehr Gewicht liegt. WordPress kommt aus der Blogospähre, Drupal hat hier einen stärkeren Communityansatz. Das wirkt sich in den Produkten verschieden aus. WordPress ist im Kern historisch darauf ausgerichtet, dass es hauptsächliche eine Person gibt, die den größten Teil der Inhalte produziert. Andere User oder Userinnen beteiligen sich, indem sie kommentieren. Das ist die Blog-Kernidee. Natürlich lässt sich WordPress mit vielen Plugins aufbohren. Doch mit jeder „Bohrstelle“ entsteht weitere Komplexität.
WordPress kennt die Rollen Abonnent, Mitarbeiter, Autor, Redakteur, Administrator. Damit sind jeweils unterschiedliche Zugriffsbereichtigungen verbunden. Die Fähigkeiten und Berechtigungen in einer jeweiligen Rolle sind festgelegt. Wer sie ändern will, muss in den Code eingreifen.
Multilingualität
Auch Mehrsprachigkeit ist bei Backdrop standardmäßig an Bord. WordPress benötigt dafür Plugins, was sich aber in absehbarer Zeit ändern soll.
Wie WordPress bezeichnet Backdrop die Templates als Themes. In der Standardinstallation sind nur drei dabei, ein Basistheme und ein Theme names Seven als „administration theme“ sowie ein ausgeschaltetes Theme, das der Standardvorlage von Drupal 7 sehr nahe kommt.
Was bei WordPress Plugins sind, sind bei Backdrop wie bei Drupal die Module. Diese lassen sich über das Backend installieren oder aktualisieren. Auch Backdrop zeigt die Anzahl der Installationen an, wobei die Werte so maximal bei einigen hundert Installationen liegen – kein Vergleich mit den Zahlen, die WordPress im Pluginkatalog auswirft.
Warum Backdrop?
Wenn sich WordPress und Backdrop so ähneln, warum sollte dann jemand auf die Idee kommen, Backdrop zu verwenden? Für WordPress spricht immerhin die immens hohe Verbreitung plus die Verfügbarkeit aller denkbaren Plugins für Lösungen aller Art. Die Entwicklergemeinde ist riesig und viele kennen sich mit WordPress aus. Man trifft immer jemanden, den man fragen kann, wenn man nicht weiter weiß. Das sieht mit Drupal und mit Backdrop komplett anders aus.
Zum einen ist die Vorherrschaft von WordPress nicht nur positiv. Auch diese Medaille hat zwei Seiten. Ein CMS mit einem Marktanteil von über 40 Prozent ist ein wesentlich attraktiveres Angriffsziel für Hacker als eine Webanwendung mit einer geringen Verbreitung. In dieser (kriminellen) Szene geht es darum, möglichst schnell und automatisiert möglich viele Installationen zu korrumpieren, damit die übernommene Installation sich fernsteuern lässt und beispielsweise für den Versand von Spam eingesetzt wird. In anderen Fällen platzieren Hacker Phishing-Sites, um an Userdaten zu gelangen.
Das WordPress-Ökosystem
Außerdem: Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt der Volksmund. Da ist auch im Webbereich sicher etwas dran. Bisher gibt WordPress den Takt vor. Was WordPress macht, stößt auf Resonanz, a) weil Webseitenbetreiber diese Features brauchen und b) weil WordPress Standards definiert. Doch WordPress wurde zur Plattform, zur Lösung für alles. Und das muss irgendwann an Grenzen stoßen.
Was sich zusätzlich herauskristallisiert, ist der Versuch, WordPress als Ökosystem zu etablieren. Für essentielle Plugins benötigt man heute schon einen (kostenlosen) Account beim kommerziellen Angebot wordpress.com (nicht zu verwechseln mit wordpress.org).
Was aber spricht konkret für Backdrop?
Backdrop arbeitet wie die große Mutter Drupal stärker als WordPress mit Inhaltselementen unterschiedlicher Art. Bei WordPress ist im Prinzip alles ausgerichtet auf Text und Bild. Beide werden in Kombination in Form von Beiträgen und Seiten dargestellt. Backdrop kennt daneben auch die Dateitypen Dokument, Video, Audio. Diese kann WordPress zwar auch unter „Medien“ sammeln und verwalten, doch Backdrop ist hier offener. Es lassen sich weitere Inhaltstypen definieren. Seit Gutenberg, dem neuen Editor, ist dieser Ansatz auch mit WordPress besser möglich, da man Elemente (Blöcke) zu Gruppen bündeln kann.
Von Haus aus gestattet es Backdrop, Felder anzulegen, deren Inhalte in Ansichten („Views“) zur Filterung oder Verknüpfung verwendet werden können. Insgesamt kommen die Vorteile dann zum Tragen, wenn auf der Website viele Userinteraktionen vorgesehen sind, etwa die Abfrage von Daten, deren Sortierung oder Bearbeitung durch berechtigte User. Das ermöglicht es Backdrop, Websites mit einem höheren Interaktionsgrad zu produzieren. Das ist die eigentliche Stärke. Auch bessere Taxonomie-Funktionen sind ein Punkt, der für Backdrop spricht.
Hinsichtlich der Layouts, also dem generellen Aufbau einer Seite, zeigt sich Backdrop flexibler, aber auch komplexer, selbst wenn diese Layouts mit dem User Interface erzeugt werden können, also im Browser. Bei WordPress bedeutet die Änderung der Seitenaufteilung einen Eingriff ins Theme und damit Arbeit am Code.
Verglichen mit dem Gutenberg-Editor in WordPress wirkt der CKEditor in Backdrop etwas gestrig. Ein Performancevergleich hinsichtlich der erlebten Geschwindigkeit im Browser zwischen den beiden Anwendungen bei ansonsten gleichen Bedingungen, wäre interessant, ist aber schwer anzustellen. Es darf vermutet werden, dass Backdrop etwas Datenbank-lastiger arbeitet, zumindest, wenn man die Funktionen, für die man Backdrop verwenden würde, tatsächlich benutzt.
Drupal 7 wird Ende 2022 das definierte Lebensende erreichen. Danach gibt es keine Release unter dieser Hauptversionsnummer mehr. Bis dahin sollten alle Anwender auf Drupal 8 umgestiegen sein – oder zu Backdrop wechseln. Backdrop möchte bis einschließlich 2024 Support und Entwicklung unter Hauptversionsnummer 1 liefern. Erst danach soll es ein Backdrop 2 geben. Das soll die Entwicklung planbar machen und helfen, Investitionen zu schützen.
Fazit
Wie einfach oder komplex ein Content Management System zu handhaben ist, zeigt sich auch in der Zeit, die ein einigermaßen versierter User benötigt, um eine Website mit Inhalten veröffentlichen zu können. Im direkten Vergleich dürfte dies mit WordPress etwas schneller von statten gehen als mit Backdrop. Dafür punktet Backdrop, wenn es darum geht, Webseitenbesuchern mehr Interaktion zu ermöglichen. Je nach Pluginausstattung bleibt es bei WordPress eher beim Kommentieren. Abfragen aus Datenbeständen oder Suchen in strukturierten Daten lassen sich mit Backdrop einfacher realisieren, so dass der Funktionsumfang des Grundsystems mächtiger erscheint.
goneo Diamant
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